Synopsis: Versicherung, Zulassungsstelle und Finanzamt verbünden sich, um dem tapferen Van-Bastler langsam aber bestimmt in den Wahnsinn zu treiben. Eine vergessen geglaubte Heldin rettet den Tag.

Es könnte alles so einfach sein. Ein Auto kaufen, einsteigen und loscruisen. Leider gleicht der Papierkrieg bis zum Losfahren mehr einem griechischen Epos als einer romantischen Kurzgeschichte. Es folgt der Leidensweg eines Unwissenden.

Spoiler-Alert: Eine Liste der tatsächlich notwendigen Schritte gibt’s am Ende des Posts. Bis dahin strotzt die Beschreibung von Irrtümern und Falschinformation. Bitte aufmerksam und kritisch lesen, sonst ergeht es euch wie uns.

Warning! Fake news and rants ahead!

(Quellen und Namen zu den folgenden Beschreibungen sind bekannt, aber aus Anstand nicht angeführt)

Alles auf Anfang

Wir hatten uns recht schnell dazu entschlossen, uns einen Sprinter zu suchen. Ebenso schnell zeigte sich, dass die für uns besten Angebote auf willhaben.at, autoscout24.at und wie sie alle heißen, von Klein- und Mittelbetrieben stammen. Besagte Fahrzeuge waren fast durchwegs als LKW-N1 typisiert. Wir wollten letztendlich einen PKW Wohnwagen haben – u.a. wegen dem finanziellen Unterschied bei Versicherung und Steuer. Der schmerzhaft antrainierte siebte Sinn (oder der 14. – je nach Zählweise) gegenüber sinnloser Bürokratie klingelte unüberhörbar und ließ mich recherchieren. Versicherung, Typisierung, NoVA-Nachzahlung.

Das war Fehler 0. Der Fehler, der sich wie ein Krebsgeschwür in unsere Zeit fraß.

Traue keiner offiziellen Webseite

Das Internet hatte natürlich alle Antworten. Und ich meine wirklich alle! Richtige wie falsche und jede Schattierung dazwischen. Selten habe ich erlebt, dass offensichtliche sowie versteckte Unwissenheit in Foren und Blogs lückenlos mit Falschinformationen von offiziellen Webseiten untermauert werden kann. Ich habe Webseiten von Versicherungen und Ämtern, Konsumentenratgeber und sogar Rechtstexte nach den nötigen Informationen durchforstet, nur um zu erkennen, dass sie sich inhaltlich widersprechen. Selbst wenn meisten Informationen der Seiten richtig sind, sind sie aufgrund der Widersprüche in Summe wertlos.

Auf die Verlässlichkeit von offiziellen Seiten zu vertrauen ist Fehler Nummer 1.

Traue keiner Person im Internet

In diversen Foren bieten Wissende ihre Hilfe an. Sie wissen was richtig ist, weil sie diese Schritte bereits hinter sich haben und es bei Ihnen auf die eine oder andere Weise funktioniert hat. Je nach Herkunftsland der Nachricht, Jahr und Tagesverfassung der auskunftgebenden Person, ist die Antwort annähernd nützlich oder schlichtweg falsch.

Dabei wird offensichtlich vor allen gerne übersehen, dass die Personen die Erfahrungen in einem anderen Land/Bundesland oder auch in einem anderen Jahr (veraltete Rechtslage) gemacht haben. Ja, das macht einen gewaltigen Unterschied. Und eine Falschaussage wird selten richtiger, WENN MAN SIE GROSS IN EIN FORUM SCHREIBT.

Also traut keinem Forum oder Blog – auch nicht diesem!

Das war Fehler 2. 

Traue keiner Hotline

So dachte ich in meiner naiven Art ich könne Erlösung bei den hilfsbereiten Seelen im direkten Gespräch am anderen Ende von Hotlines finden…

Allein das Schreiben dieses Satzes lässt mich heute schmunzeln und schaudern zugleich.

Ich rief unter anderem beim FInanzamt an und spielte optimistisch das Spiel “Wenn sie … wollen, dann drücken Sie …”. Ich glaube das Spiel habe ich gewonnen, denn ich sollte danach mit einer echten Person verbunden werden. Als mir die liebgewonnene Stimme vom Band sagte, dass die durchschnittliche Wartezeit eine Minute sein würde, freute ich mich. Eine faire Verliererin, dachte ich mir. In den kommenden 4 Minuten hatte ich Zeit nachzudenken und die Wartemelodie auswendig zu lernen. Dabei fiel mir auf, dass das lustige Frage/Antwort Spiel mit dem Telefoncomputer allein bereits 6 Minuten gedauert hat. In Summe also 10 Minuten ohne einen menschlichen Kontakt. Ich verspürte Andeutungen von sozialer Verwahrlosung. War “eine Minute” vielleicht sarkastisch gemeint? Vielleicht habe ich das Spiel doch verloren und das ist meine Strafe? Oder war die Strafe der Rauswurf aus der Warteschleife nach in Summe knapp 15 Minuten?

Damit sei dann auch geklärt, warum ich die Zeiten so genau kenne. Ich rief nochmal an. Spielte wieder das Spiel. Stoppte diesmal die Zeit. In den Redepausen der Computerstimme, entschuldigte ich mich für alles was ich beim letzten Mal vielleicht falsch gemacht hatte. Ich trällerte ihr sogar ein Ständchen als die Wartemelodie fiedelte. Dann endlich klickte es in der Leitung. Mein Herz machte vor Freude einen Schlag extra. Auf das Knacken folgte jedoch ein entgeisterndes “Tuuut tuuut tuuut …”.

Sollte das nun mein Leben sein? Gefangen in einer Zeitschleife? Würde mein Leben je verfilmt werden? “Und täglich grüßt die Hotline dir”.

Ich verlor langsam jede Hoffnung, ergab mich meinem Schicksal und wählte erneut. 53 Minuten. Es dauerte 53 Minuten vom ersten Wählen der Hotline Nummer bis zur ersten nicht automatischen Stimme. 53 Minuten bei vermeintlich leerer Warteschlange. Welche Qualen mussten Menschen bloß zu Stoßzeiten erleiden?

Fehler 3: Hilfe bei Hotlines suchen.

Das nun folgende Gespräch wäre ein eigenes Kapitel wert, ließe sich aber vielleicht zur realen Person zurückverfolgen. Darum bleibt es eine Anekdote für das nächste Vanlifer Treffen 😉

Hütet euch vor Fehler 4: Verståndliche Hilfe von Beamten erwarten.

Ein Lichtblick

Die Hotline meiner Versicherung war ein weiteres Highlight. Ein offenbar junger Mitarbeiter verunsicherte mich komplett, als er mir mitteilte, dass ich als Privatperson keinen Wagen einfach anmelden kann, der aus einem Gewerbebetrieb gekauft wurde. Begründen konnte er es allerdings nicht. Verdächtig. Außerdem vermittelte er mir indirekt, dass mein Anruf bei der Hotline doch fast schon eine Verschwendung seiner Zeit sei, denn immerhin ist mir ja eine Vermittlerin zugeordnet. Die müsse mir sowieso in jedem Fall eine Versicherungsbestätigung ausstellen, damit ich meine Versicherungsklasse übernehmen kann. Sie sollte sich am besten gleich komplett weiter um mich kümmern. Das Gespräch nahm ein Ende. Den hervorquellenden Adern auf meiner Stirn nach, genau rechtzeitig.

Vermittlerin?

Wer sollte das sein?

Die Erkenntnis streifte mich wie ein ungebremster Frachtzug am Bahngleis (andere Geschichte). Ich hatte in meinem Leben als Autofahrer bis zu diesem Zeitpunkt drei Autos. Drei in 17 Jahren. Wenig verwunderlich also, dass ich “sie” vergessen hatte. Die Versicherungsvertreterin, die sich um alles kümmerte, was in unserer Familie an Fahrzeug-bezogenem Papierkram anfiel. Die Nummer hatte ich noch. Ich rief an. Sie erinnerte sich auf Anhieb an mich. Etwas peinlich, aber sehr nett.

Zum ersten Mal seit Tagen in diesem Thema keimte in mir wieder Hoffnung auf. Ich schilderte ihr knapp meine Situation – darin hatte ich ja mittlerweile Übung. Dabei dürfte ich den EIndruck erweckt haben, dass ich eine längere Reise hinter mir hatte, bis ich bei ihr landete. Ohne Vorwarnung schmetterte sie mir eine Hasstirade gegen Webseiten und Hotlines durch das Telefon. Sie traf genau meinen Gemütszustand. Ich stimmte mit ein. Es war so befreiend. Sie erklärte mir kurz und bündig was zu tun ist, damit ich den Wagen noch am selben Tag als LKW anmelden und fahren darf. Umtypisierung und NoVA sind ähnlich unkompliziert, aber erst machbar, wenn der Wagen entsprechend umgebaut ist.

Noch während des Gespräches, machte ich mich auf den Weg zur Zulassungsstelle. Zum Ende gab sie mir die folgenden Worte mit auf den Weg und ich fühlte den Lebenswillen wieder in mir aufkeimen: “Geh hin, sag ihnen was du willst und wenn sie zickig werden, sollen sie mich anrufen. Ich bin auf Abruf bereit und auf Krawall gebürstet.”.

Soweit kam es nicht. Kaufvertrag, Typenschein, aktueller Prüfbericht und Zulassung meines “Stadtautos” genügten, um den Sprinter als Zweitwagen anzumelden. Keine Rede von Versicherungsbestätigung. Die konnte sich mein äußerst hilfsbereiter Sachbearbeiter aus dem System ziehen. Kein Problem mit der Anmeldung eines ehemals gewerblich genutzten Autos, weil Blödsinn. Das Wort “NoVA” fiel nicht mal – was ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr erwartete.

Nach einer knappen Stunde, inklusive An- und Heimfahrt, war mein Sprinter rechtmäßig für den Verkehr zugelassen.

Es hätte so einfach sein können.

Und was macht ihr nun mit all diesen Informationen?

Am besten vergessen!
Oder Belächeln, Bemitleiden und danach vergessen!

Hätte ich nur eine Handlungsempfehlung wie die folgenden bei meinen Recherchen gefunden und befolgt, hätte ich weniger Zeit und Nerven vergeudet. Sie passt vielleicht nicht hundertprozentig zu eurer Situation, aber jeder etwaige bürokratische Umweg ist hier kürzer als zu versuchen alles auf Anhieb richtig zu machen.

Wählt die Strategie, die besser zu euch passt und zieht sie durch. 

Gewinnstrategie 1: Educated trial and some error

In meinem Fall waren letztendlich die folgenden Schritte in dieser Reihenfolge notwendig und zielführend. Nehmt sie als Wegweiser, plant aber den einen oder anderen Umweg ein.

  1. Vor dem Kauf einen Ankaufstest beim ÖAMTC machen lassen, um einen peniblen Fachmann das Fahrzeug bewerten zu lassen.
    (Dazu in Kürze ein eigener Post)
  2. Auto kaufen
  3. In Erfahrung bringen ob und wie lange das Fahrzeug noch auf den Vorbesitzer angemeldet sein wird. Das beeinflusst ggf. den nächsten Schritt.
  4. Falls das Fahrzeug kein gültiges Pickerl hat, lasst es erneuern solange es noch angemeldet ist. Das erleichtert das rechtmäßige Bewegen des Autos ungemein.
    (Ein Abenteuerbericht dazu folgt)
  5. Falls es nicht mehr angemeldet ist und kein Pickerl hat, ein positives §57a Gutachten besorgen. Das ist im Grunde die Pickerl-Überprüfung. Nur anstatt des Aufklebers, bekommt man am Ende ein Dokument ausgehändigt.
  6. Zur Versicherung eures Vertrauens spazieren, zumindest eine Kfz Haftpflichtversicherung abschließen und eine Versicherungsbestätigung ausstellen lassen. Wenn die Versicherung gleichzeitig eine Zulassungsstelle ist, könnt ihr diesen und den nächsten Schritt direkt zusammen machen.
  7. Auto gegen Einwurf von Münzen zulassen.
  8. Mit Kennzeichen, neuem Pickerl und breitem Grinsen das Gebäude verlassen.

Gewinnstrategie 2: Zen Pingpong

Die Zulassungsstelle mit Papieren und Kennzeichen zu verlassen ist das große Ziel. Also warum nicht frech dort beginnen?

Geht zu einer beliebigen Zulassungsstelle in eurer Nähe und sagt ihr wollt euer neues Auto anmelden. Lasst alle Papiere getrost zu Hause. Ihr werdet beim ersten Mal mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso abblitzen. Erzählt begeistert von euren Umbauplänen und lasst euch erklären, was ihr alles an Dokumenten braucht. Besorgt euch die Karte des Sachbearbeiters, Das ist für dieses Thema euer neuer bester Freund. Informiert ihn telefonisch über jedes neue Dokument, das ihr beschafft habt, oder die Hürde über die ihr gestolpert seid. Vielleicht kann er nicht ad hoc helfen, aber er hat mehr Erfahrung und ein ganzes Büro voller Leute, die sich beruflich mit derlei Fragen beschäftigen. Lasst sie ihre Arbeit tun. Holt euch nur den nächsten Quest ab und lasst euch durch das Abenteuer treiben. Der Weg wird lang und beschwerlich, aber ihr werden viele neue Freunde und Feinde kennenlernen. Am Ende werdet ihr glücklich in euer Auto steigen und losfahren. Fortan könnt ihr bei jedem Vanlife-Treffen, Loblieder auf eure Heldentaten singen.

Aber was issn nu mit dieser NoVA Nachzahlung?

Ja, diesen Punkt habe ich jetzt absichtlich etwas unter den Tisch fallen lassen. Das Thema für sich hat so seine Tücken und Fallstricke. Darum werde ich es ausgiebig in einem eigenen Post aufrollen.

Prolog

Was sind eure Erlebnisse, Abenteuer oder erleuchtenden Momente zu diesem Thema? Hinterlasst euern Kommentar.

Wenn ihr Hilfe oder geistigen Beistand braucht, meldet euch gerne bei mir. Zusammen sind traumatische Erlebnisse einfacher zu verarbeiten 😉

Stay tuned.

Coming up on “Into Advanture”:
Freund oder Feind: Auf welcher Seite steht der ÖAMTC beim Autokauf?
Riding on the shoulders of giants: Wie bewegt man ein Auto, dass eigentlich keine Straßenzulassung hat?
Und: Ab mit seinem Rost: Der Kampf gegen die Herzkönigin des Autowunderlandes

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